Vorratsschädlinge
Dörrobstmotte ( Plodia interpunctella ) |
Die zu den Schmetterlingen gehörende Dörrobstmotte wird ca. sechs bis neun Millimeter lang, die Flügelspannweite beträgt ungefähr 15 bis 20 mm. In Ruhestellung ähnelt der Falter einem rotbraun bis bronzefarbenem, spitzen Dreieck, das in der Mitte eine breite, silberfarbene Unterbrechung aufweist. Die kurz vor der Verpuppung stehende Larve von Plodia interpunctella hat eine Länge von 14 bis 17 mm. Ihre Färbung kann je nach Ernährung weißlich, grünlich oder rötlich sein.
Vorkommen und Lebensweise:
Als Lebensraum der Dörrobstmotte kommen Getreidespeicher, Lagerhäuser, Silos, Mühlen, Nahrungsmittelbetriebe, Supermärkte, sowie Küchen bzw. Vorratskammern in Wohnungen in Frage. Die Einschleppung von Plodia interpunctella erfolgt regelmäßig mit verunreinigter Nahrung, aber auch mit Tierfutter. Nach der Kopulation legt ein Weibchen der Dörrobstmotte zwischen 200 und 400 Eier meist direkt an das Nährsubstrat der Larven. Diese sind folgende: getrocknete Früchte (Pfirsich, Rosinen, Aprikosen, Birnen, Äpfel, Datteln, Feigen, Pflaumen, Kirschen, Heidelbeeren), Drogen (Juniperus, Cydonia, Rosa canina, Datura stramonium, Secale cornutum, Sarothamnus scoparius, Verbassum, Tussilago farfara, Sambucus nigra), Samen von Zirbelkiefer, Fichte, Kümmel, Klee, Spargel, Palme, Lupina und Schwarzwurzel, Mandeln, Nüsse, Esskastanien, Bohnen, Erbsen, Linsen, Schokolade, Nougat, Kakao, Johannisbrot, Knoblauchzehen, Maismehl, Malz, Kekse, Brot, Paprika, Biskuit, Nudeln, Pelze, alte Bücher, Sojakuchen und Getreide. Die Dörrobstsorte kann sich selbst in Paprikapulver und Cayenne-Pfeffer entwickeln. Der limitierende Faktor für die Entwicklung der Dörrobstmottenlarven ist der Capsaicin-Gehalt des Paprikapulvers. Bei einem Capsaicin-Gehalt von mehr als 0,91 % konnten sich die Larven von Plodia interpunctella nicht mehr entwickeln. In der Regel hat die Dörrobstmotte fünf, manchmal auch bis zu sieben Larvalstadien. Im Anschluss an die Fressphase folgt eine drei- bis zehntägige Wanderphase, an deren Ende sich die Larve der Dörrobstmotte an einem geschützten Ort verpuppt. In beheizten Wohnungen schlüpft der Falter bereits rund zwei Wochen später, während in ungeheizten Getreidesilos aufgrund niedriger Temperaturen eine mehrmonatige Diapause eintreten kann. Aufgrund dieser Ruhephase in der Puppenhülle treten in Mitteleuropa in ungeheizten Lebensmittellagern nur zwei bis drei Generationen der Dörrobstmotte pro Jahr auf. In beheizten Räumen kann Plodia interpunctella dagegen auch wesentlich mehr Generationen im Verlauf eines Jahres ausbilden. Eier und Larven der Dörrobstmotte sind gegenüber Kälte relativ empfindlich. Man stellte in Praxis- und Laborversuche einen starken Einfluss von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit auf die Entwicklungsfähigkeit von Eiern der Dörrobstmotte fest. Bei einer Temperatur von 8°C genügten 11 Tage Kälteeinwirkung, um die Entwicklung frisch gelegter Plodia-Eier zu verhindern, bei 12°C 15 Tage.
Schadwirkung:
Die von der Dörrobstmotte hervorgerufenen Schäden resultieren zum einen aus dem Larvenfraß und zum anderen aus der Verunreinigung von Lebensmitteln durch die Spinnfäden der Larven (Verklumpung) und Kot. Sekundär können sich auf Nahrungsmitteln, die von Plodia interpunctella befallen ist auch Schimmelpilze und Milben entwickeln. Verunreinigte Nahrung ist nicht mehr für den Verzehr geeignet und sollte sofort vernichtet werden. Häufig findet man die Dörrobstmotte in lebensmittelproduzierenden Betrieben wie Großbäckereien oder Schokoladenfabriken. Mit befallener Ware gelangt die Dörrobstmotte schließlich zum Endverbraucher.
Mehlmotte ( Ephestia kuehniella ) |
Die Falter der Mehlmotte erreichen eine Länge von 14 und eine Flügelspannweite von 22 mm. Die Vorderflügel sind blau- bis silbriggrau gefärbt und weisen neben zwei zickzackförmigen Querbinden auch eine Reihe dunkler Punkte am Flügelsaum auf. Die Hinterflügel von Ephestia kuehniella sind viel breiter als die Vorderflügel und zeigen auf hellem Grund ein gelbbraunes Netzmuster. Seitlich und hinten weisen sie einen silbrigen Fransensaum auf. In Ruhestellung legt die Mehlmotte ihre Vorderflügel dachartig über die Hinterflügel. Die Fühler der Mehlmotte sind etwa halb so lang wie der Körper und zeigen meist in Richtung des Hinterleibendes.
Vorkommen und Lebensweise:
Man nimmt an, dass die Mehlmotte ursprünglich aus Mittelamerika stammt. Mittlerweile hat sich dieser Vorratsschädling durch den Getreidehandel aber weltweit verbreitet. Das Weibchen der Mehlmotte kann bis zu 500 Eier am Nahrungssubstrat ablegen. Unter optimalen Bedingungen, d. h. 25°C und 75 % relative Luftfeuchtigkeit beträgt der Entwicklungszyklus der Mehlmotte durchschnittlich 74,3 Tage, wobei die Entwicklungsdauer zwischen 63 und 100 Tagen schwanken kann. Sowohl bei höheren, als auch bei niedrigeren Temperaturen dauerte der Entwicklungszyklus dagegen zum Teil deutlich länger. Bei Temperaturen von 12°C und 31°C war eine Entwicklung nicht mehr möglich. Unter mitteleuropäischen Verhältnissen können sich pro Jahr zwei bis drei Generationen von Ephestia kuehniella entwickeln. Kurz vor der Verpuppung wandern die Mehlmottenlarven umher und suchen nach einem geeigneten, dunklen Verpuppungsort. Die Metamorphose zum Falter vollzieht sich dann in einem dicht gesponnenen Kokon.
Schadwirkung:
Die Mehlmotte richtet vor allem in Mühlen große Schäden an und befällt neben Mehl Körner aller Getreidesorten wie zum Beispiel Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, Reis oder Hirse. Die Mehlmottenlarven produzieren vom Schlupf bis zur Verpuppung einen feinen Spinnfaden, mit dem die befallene Ware verklebt wird. Besonders in Getreide können großflächige Gespinste entstehen, die die Bildung von Kondenswasser fördern. An solchen Stellen kommt es sekundär zu Pilzwachstum und dem verstärkten Auftreten von Milben. In Mühlenbetrieben verursachen die Larven der Mehlmotte noch weitere Schäden, indem sie Gazesiebe zerfressen und mit ihren Gespinsten Förderleitungen verstopfen. In Mühlen und Großbäckereien kommt dieser Vorratsschädling regelmäßig vor und kann vor allem mit befallenem Mehl und Grieß auch zum Endverbraucher gelangen.
Getreidemotte ( Sitotroga cerealella ) |
Die Getreidemotte erreicht eine Flügelspannweite von ungefähr 18 sowie eine Länge von ca. acht mm. Sowohl die Vorder- als auch die Hinterflügel sind lang gestreckt, zugespitzt und tragen am Hinterrand lange Fransen. Auf den lehmgelb bis bräunlich gefärbten Vorderflügeln von Sitotroga cerealella befinden sich vereinzelte, schwarze Schuppen. Die Hinterflügel der Getreidemotte sind grau gefärbt.
Vorkommen und Lebensweise:
Die Getreidemotte stammt ursprünglich vermutlich aus Mexiko. Mittlerweile ist dieser wichtige Vorratsschädling nahezu weltweit verbreitet, wobei das Vorkommen von Sitotroga cerealella in gemäßigten Klimazonen auf beheizte Gebäude beschränkt ist. Aufgrund ihrer tropischen Herkunft ist die Getreidemotte nicht in der Lage niedrige Temperaturen zu überleben. Bei Temperaturen von unter 10,3°C ist keine Entwicklung mehr möglich. Bei einer konstanten Temperatur von 27,3°C vollzieht sich der komplette Entwicklungszyklus innerhalb von 28 bis 30 Tagen. Dem gegenüber verlängert sich die Entwicklung vom Ei bis zum Falterschlupf bei einer Temperatur von 14,3°C auf 115 bis 118 Tage. Die Weibchen von Sitotroga cerealella legen im Lauf ihres Lebens 80 bis 180 Eier an Getreide und anderen Nahrungssubstraten ab. Aus den ca. 0,5 mm großen Eiern schlüpfen nach spätestens 14 Tagen rund ein mm lange, rötlichgelbe Larven, die sich sofort in ihre Nahrungssubstrate einbohren. Die gesamte Entwicklung der Larve vollzieht sich im Getreidekorn, das vollständig ausgehöhlt wird. Der schlüpfende Falter der Getreidemotte verlässt das Brutsubstrat durch eine Öffnung im Korn, die bereits von der Larve angelegt wurde. Der Falterflug erfolgt bei Sitotroga cerealella in Mitteleuropa von Mai bis Juni.
Schadwirkung:
Die Larven der Getreidemotte befallen vor allem Getreide, aber auch andere Nahrungsmittel. Bei Weizen können durch die Fraßschäden Masseverluste von bis zu 50 % entstehen. Das Lagergut wird durch den Kot und die Gespinste der Larven von Sitotroga cerealella verunreinigt und ist daher für eine Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln nicht geeignet. Sekundär kann das entstehende Fraßmehl verschimmeln und von Milben besiedelt werden. Die Verbreitung der Getreidemotte erfolgt in Mitteleuropa hauptsächlich durch befallene Lebensmittel.
Mehlkäfer ( Tenebrio molitor) |
Der Mehlkäfer gehört in die Familie der Schwarzkäfer (Tenebrionidae) und ist eine der größten vorratsschädlichen Insektenarten. Der fast zwei Zentimeter große, glänzende Mehlkäfer ist auf der Oberseite schwarzbraun und auf der Unterseite rotbraun gefärbt. Die Flügeldecken von Tenebrio molitor weisen punktierte Längslinien auf. Wie für Schwarzkäfer üblich, werden die Augen der Mehlkäfer durch leistenartig vorspringende Seitenränder des Kopfes förmlich zerschnitten. Die lang gestreckten Larven, die auch als Mehlwürmer bezeichnet werden, erreichen eine Länge von bis zu drei cm. Junglarven sind leicht gelblich gefärbt. Ältere Larven von Tenebrio molitor nehmen zunehmend eine gelb-braune Färbung an. Auffällig sind dunkle Ringe an den Segmentgrenzen der Mehlwürmer.
Vorkommen und Lebensweise:
Der Mehlkäfer ist in Mitteleuropa auch im Freiland zu finden, wo die Art zum Beispiel in Vogelnestern oder Totholz vorkommt. In erster Linie tritt der Mehlkäfer aber als Schädling an Getreideprodukten auf. Die Weibchen von Tenebrio molitor können insgesamt bis zu 500 Eier ablegen. In Mitteleuropa dauert der Entwicklungszyklus in der Regel ein, manchmal auch zwei Jahre. Die Larven des Mehlkäfers, die sog. Mehlwürmer, sterben bei einer Temperatur von 5°C nach kurzer Zeit ab. Käfer und Puppen können dagegen selbst kurze Frostperioden überstehen, wobei die Puppen widerstandsfähiger sind als die Käfer. Ältere Larven, Puppen und Käfer zeigen darüber hinaus eine extreme Toleranz gegenüber Trockenheit. Aus diesem Grund ist der Mehlkäfer sogar in der Lage sich in Mehl zu entwickeln. Da Mehl aus diesem Grund früher oft einen Mehlkäfer-Befall aufwies benutzte man ein Mehlsieb, um Mehlkäfer und Mehlwürmer aus dem Mehl herauszusieben. Die Mehlkäferlarven - die sog. Mehlwürmer - werden von Terrarianern als Futter für zahlreiche Reptilien- und Amphibienarten sehr geschätzt.
Schadwirkung:
Man findet den Mehlkäfer unter anderem in Getreidespeichern, Mühlenbetrieben, Bäckereien und Viehmastbetrieben. Mit verunreinigter Nahrung gelangt Tenebrio molitor auch in Privathaushalte. Der Mehlkäfer ist ein typischer Vorratsschädling, der vor allem Mehl, aber auch andere Getreideprodukte befällt. Eine gewisse Bedeutung kommt Tenebrio molitor auch als Hygieneschädling zu, da die Art als Zwischenwirt des Rattenbandwurms (Hymenolepis diminuta) auftritt.
Kornkäfer ( Sitophilus granarius ) |
Wie alle Arten aus der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae) hat auch der Kornkäfer einen rüsselförmig verlängerten Kopf. Die Körpergröße der Kornkäfer liegt zwischen 3,8 und 5,1 mm und hängt außer von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auch vom Brutsubstrat ab, in dem sich die Larve entwickelt hat. Die Antennen sind beim Kornkäfer rechtwinklig gebogen – man spricht hier von sog. geknieten Fühlern. Kornkäfer sind nicht in der Lage zu fliehen. Auf den miteinander verwachsenen Flügeldecken von Sitophilus granarius verlaufen punktierte Längsstreifen.
Vorkommen und Lebensweise:
Ursprünglich stammt Sitophilus granarius vermutlich aus Vorderasien und Indien. Mittlerweile aber ist der Kornkäfer weltweit einer der wichtigsten Vorratsschädlinge. Bei einer Temperatur von 27°C dauert die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer zwischen 29 und 34 Tage. Die komplette Entwicklung von Sitophilus granarius vollzieht sich im Inneren des Brutsubstrats, wie zum Beispiel einem Getreidekorn. Bei einer Temperatur von 29°C, sowie einer relativen Luftfeuchtigkeit von 75 % beträgt die Lebenserwartung der adulten Kornkäfer nur sechs Monate. Bei etwa 10°C verlängert sich die Lebensdauer auf bis zu zweieinhalb Jahre.
Schadwirkung:
Der Kornkäfer befällt verschiedene Getreidearten wie Weizen, Roggen, Hafer, Gerste oder Mais. Unter Laborbedingungen konnten sich Kornkäfer aber auch auf Eicheln und Kastanien entwickeln. Bei einer Temperatur von 27,5°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 75 % dauerte der komplette Entwicklungszyklus auf Kastanien durchschnittlich 36 Tage und auf Eicheln 40 Tage. Theoretisch wären pro Jahr von einem einzigen Weibchen 250.000 Nachkommen möglich, was dem Verlust von etwa sechs kg Getreide entspricht. Zusätzlich zu den Fraßschäden durch Sitophilus granarius entstehen Verluste, wenn Getreide sekundär von Schimmelpilzen und Milben befallen wird.
Brotkäfer ( Stegobium paniceum ) |
Stegobium paniceum ist rostbraun gefärbt und wird bis zu drei mm lang. Der Brotkäfer gehört in die Familie der Nagekäfer (Anobiidae). Typisch für Anobiiden ist die Form des Halsschildes, des sog. Pronotums, das den Kopf wie eine Kapuze umschließt. Die weißen Larven des Brotkäfers verpuppen sich in einem ovalen, aus Nahrungsteilchen gesponnenen Kokon.
Vorkommen und Lebensweise:
Laut einer Untersuchung sind Brotkäfer in der Lage sich innerhalb eines Temperaturbereichs von 15°C bis 34°C zu vermehren. Gleichzeitig muss die Luftfeuchtigkeit mindestens 35 % betragen. Bei einer Temperatur von 30°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 bis 90 % war die Entwicklung von der Eiablage bis zum Schlupf des Käfers bereits nach rund 40 Tagen abgeschlossen. Bei 17,5°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 bis 70 % lebten die adulten Brotkäfer durchschnittlich 85 Tage. Dagegen hatten die adulten Stegobium paniceum bei einer Temperatur von 32,5°C und 70 % relativer Luftfeuchtigkeit nur eine Lebenserwartung von 13 Tagen. Die meisten Eier wurden bei 22,5°C sowie 65 % relativer Luftfeuchtigkeit produziert. Unter diesen Bedingungen legten die Weibchen von Stegobium paniceum durchschnittlich 75 Eier ab. Der Brotkäfer gilt als Allesfresser unter den Vorratsschädlingen, da er ein großes Spektrum pflanzlicher und tierischer Produkte befallen kann. Neben Backwaren und Teigwaren verzehrt Stegobium paniceum zum Beispiel auch Suppenwürfel, Schokolade, Tiernahrung, Gewürze, Fleischmehl oder Trockenfisch. Ab und zu knabbert der Brotkäfer auch Salzteiggebäck an, und sogar Chilipulver ist vor ihm nicht sicher. Der vom Brotkäfer verursachte Schaden fällt spätestens dann auf, wenn stecknadelkopfgroße Löcher in den befallenen Produkten sichtbar werden. Dabei handelt es sich um die Ausflugsöffnungen der frisch geschlüpften Käfer. Außerdem werden Verpackungsmaterialien wie Papier oder Pappe zerfressen. Da der Brotkäfer gut fliegt, ist der Ursprungsort eines Befalls oft nur schwer auszumachen. Stegobium paniceum gelangt entweder durch offenstehende oder nicht fest schließende Fenster in das Haus, oder wird mit befallenen Lebensmitteln eingeschleppt.
Schadwirkung:
Der Brotkäfer ist als Hygieneschädling einzuschätzen - befallene Lebensmittel sollten nicht mehr verzehrt werden, da sie mit Kot und Fraßmehl der Tiere kontaminiert sind. Sekundär können sich unter diesen Bedingungen Milben und Schimmelpilze ausbreiten.